Sportzahnmedizin: Die Mundhöhle beeinflusst die sportlerische Leistung
Gleich vorweg die harten Fakten: Karies schlägt mit einem Minus von 55% in der Leistungsfähigkeit zubuche. Bei Zahnfleischentzündungen sind es 76%! Orale Beschwerden, die der Sportler bewusst an den Zähnen bemerkt, reduzieren die sportliche Performance mit 40%. Beschwerden mit der Mundgesundheit haben also erhebliche Auswirkungen auf das sportlerische Niveau. Entsprechend zentral ist die Rolle der Sportzahnmedizin für Sportler, Athleten, Mannschaften und natürlich auch für Hobbysportler.
Christian Cioce, Inhaber der Zahnarztpraxis TaunaDent in Oberursel, ist ausgebildeter Sportzahnmediziner. „Es empfiehlt sich dringend für alle sportlich aktiven Menschen (und eigentlich natürlich für jedermann, aber Sportler mit Leistungsansprüchen besonders), solche unnötig leistungsmindernden Faktoren auszuschalten. Ein Sportzahnarzt wendet ein explizites Prophylaxekonzept an. Er richtet es individuell an der Mundgesundheit seines jeweiligen Schützlings aus. Die Gegebenheiten im Mundraum sollen die sportliche Performance keinesfalls einschränken!“
Akkurate Versorgung und umfassende Beratung des Sportzahnmedizin-Spezialisten sind gefragt
Genau das lernt ein Zahnarzt in seiner Spezialisierungsfortbildung zum Thema Sportzahnmedizin. Denn die allgemeine Zahnheilkunde behandelt viele in der Sportzahnmedizin relevante Themen nicht in ihrer Tiefe. Wie ist beispielsweise mit Traumaschäden der Zähne und des Kiefers umzugehen? Diese kommen bei sportlicher Aktivität viel häufiger vor als im „normalen“ Alltag. Die Leitlinien zu Kronen oder Wurzelfrakturen von Sportlern, Zahnverschiebungen (Dislokation), Zahnprellungen (Kontusion) oder Zahnverlust bzw. ausgeschlagene Zähne kennt der Sportzahnmediziner detailliert. Wichtig dabei ist auch, dass viele solcher Schäden Langzeitwirkungen haben können. Da ist eine korrekte Versorgung durch den Experten zum richtigen Zeitpunkt sehr wichtig.
Christian Cioces Aufgabe bei der Betreuung der Sportler ist zunächst eine präzise Ursachenanalyse. Wo genau liegen leistungsmindernde Herausforderungen? Gibt es andere Symptome, die die Fitness des Sportlers begrenzen, wenn kein Trauma, also eine physische Verletzung, erfolgt ist? So beispielsweise die Problematiken Schlafapnoe, Schnarchen oder die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und ihre erheblichen Auswirkungen auf die Kiefergelenke. Kann hier möglicherweise bei der nächtlichen Regeneration angesetzt werden? Im nächsten Schritt klärt er genau auf. Er gibt Empfehlungen, beantwortet Fragen und bespricht den genauen Plan zur Begleitung des Athleten. In sinnvollen Abständen kontrolliert der Sportzahnmediziner, wie der Sportler mit diesen Anleitungen umgeht. Er prüft genau, wie sich diese auf seine Performance und sein körperliches Wohlbefinden auswirken.
Ein sehr bürokratischer Aspekt, der ebenfalls nicht zu unterschätzen ist: Er steht beratend zur Seite, was die Vorgaben der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und gesetzlichen Unfallversicherung für bezahlte und Profisportler angeht. Ebenso berät er Freizeitsportler und Kinder im Schulsport. Wichtig ist auch, wie im Versicherungsfall von Vereins-, Sport- oder besagten Unfallversicherungen regelkonform vorzugehen ist. Eine genaue Dokumentation ist elementar..
Zahnmedizinisches „Leistungstuning“ für den praktizierten Sport
Zur Optimierung der Leistung eines Sportlers von der zahnmedizinischen Seite aus tragen viele Faktoren bei. Von zahnärztlichen Aufbisshilfen, verschiedenen Diagnostikverfahren bis hin zum psychisch-mentalen Einfluss, den der Sportzahnarzt als Teil des Betreuungsteams auf Sportler und Athleten haben. Im Zentrum steht der individuelle Blick auf den Betreuten, seinen anatomischen wie auch performancebezogenen Zustand im Ist sowie im Soll. Der Sportzahnarzt setzt einen sehr umfassenden, körperlich holistischen Blickwinkel an und betrachtet Aspekte wie Gleichgewicht, Stabilität, Ausdauer, Maximalkraft, Konzentration und Koordination, Reaktionsvermögen, Beweglichkeit und Regeneration.
Je nach Alter und Sportart berät Christian Cioce seine Sportler und Athleten zur notwendigen Protektion. Die Deutsche Gesellschaft für Sportzahnmedizin (DGSZM) gibt hier genaue Leitlinien vor. Dazu gehören beispielsweise Aufbissschienen, die exakt am Sportler ausgerichtet werden. Aber auch sogenannte Tiefzieh-Mundschutz-Varianten und der Triple-Layer-Mundschutz. Innovative Technologien tragen heute mehr denn je zu einer sehr genauen zahnmedizinischen Diagnostik bei. Mithilfe von 3D-Analysen, Stand-, Gang-, Lauf-, und Abrollanalysen, der Balori-Gleichgewichtsdiagnostik oder auch der 4D-Wirbelsäulenvermesseung sind genaueste Einblicke in die anatomischen Gegebenheiten des Sportlers möglich. Die Therapie von Verletzungen kann so entsprechend genau und effektiv ansetzen.
DGSZM schafft beste Standards für die Betreuung von Sportlern durch Sportzahnmedizin
Bei der Deutschen Gesellschaft für Sportzahnmedizin haben sich Zahnärzte, Orthopäden, Physiotherapeuten und Techniker zusammengeschlossen, die versiert sind in der „Behandlung und Betreuung von Profi- und Leistungssportlern und der Betreuung von Mannschaften der ersten und zweiten deutschen Sportligen“. Sowohl der Fortbildungsstandard als auch die Leitlinien zur Sportzahnmedizin kommen also aus einem wertvollen Pool jahrelang gesammelter Erfahrungen von Spezialisten. Diese haben sich im Laufe der Jahre spezielle Erfassungsmaterialien und Inhalte erarbeitet, die die bestmögliche Diagnose und Therapie derjenigen Störfaktoren ermöglichen, die vom Mundraum für Sportler ausgehen.