Offener Biss durch kindliches Schluckmuster – kieferorthopädische Früherkennung kann langwierige Behandlungen vermeiden
Das kindliche Schluckmuster, auch viszerales Schluckmuster genannt, stellt sich im Laufe der Kindheit eigentlich um. Tut es dies aber nicht, entwickelt sich ein offener Biss. Unser Kieferorthopäde kann einen offenen Biss und entsprechende Tendenzen aber schon früh erkennen. So lassen sich oft schon früh lang andauernde Behandlungen verkürzen oder sogar vermeiden. Vor allem aber hilft die Kieferorthopädie entscheidend bei der Vorsorge vor gravierenden Auswirkungen falscher Schluckmuster in Form von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Das erspart Kind und Eltern gegebenenfalls viele Therapietermine.
Wenn Zähne, Kiefer und Zunge den Biss und die Muskulatur im Mund auf den Kopf stellen
Die Muskulatur in Mund und Kiefer ist in vielfältiger Weise bedeutend für die gesundheitliche Verfassung eines Menschen. Probleme in diesem Bereich ziehen oft eine längere Folge von Schwierigkeiten hinter sich, die sich stark auf den Alltag auswirken können. Dazu gehören beispielsweise Entwicklungsstörungen beim Kauen, Beißen oder Schlucken, Probleme mit der Aussprache, ein nicht kompletter Mundschluss und eine unausgeglichene Muskulatur von Wange, Zunge und Lippen. So leiden beispielsweise auch die Kiefergelenke oder die Atmung oft im Erwachsenenalter.
Bereits im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle beim Klein- und Kindergartenkind wird das Ärzte-Team unserer Praxis TaunaDent oft früh auf die Problematik aufmerksam. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Zahnmedizin und Kieferorthopädie in unserem Hause liefert dann den klaren Befund: Der Kieferorthopädie-Check zeigt bereits im frühen Kindesalter Fehlstellungen von Zähnen, Zunge, Ober- und Unterkiefer, die zu solchen weitreichenden funktionellen orofazialen Störungen führen können.
Die Kieferorthopädie ist ein effektiver Teamplayer der Logopädie. Und auch die Hals-Nasen-Ohren-Medizin und Kinderärzte arbeiten mit am gleichen Strang. Die KFO hilft der Logopädie entscheidend und eben oft schon früherkennend, myofunktionelle Störungen bedingt durch Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer oder durch die Fehlhaltung der Zunge aus dem Weg schaffen. Wichtig ist dabei tatsächlich die Zusammenarbeit: Dr. Sterz überweist seine jungen Patientinnen und Patienten an Logopäden, wann immer eine solche Muskelfunktionstherapie die Behandlung mittels Zahnspange sinnvoll ergänzt oder beschleunigt. Manchmal lassen sich solche Störungen aber bereits mit Hilfe des Kieferorthopäden und auch in angeleiteter Eigeninitiative selbst beheben. Und das vielleicht sogar ganz ohne Zahnspange!
Der offene Biss – die Zunge sucht sich den „falschen“ Weg
Der offene Biss ist eine solche Fehlstellung. Er entsteht durch ein nichtphysiologisches „viszerales“, also kindlich-infantiles Schluckmuster. Dabei drücken die jungen Patienten ihre Zunge während des Schluckens nach vorne an die Frontzähne. Eigentlich sollte sich das im Laufe der Kindheit umstellen, sodass der Zungenrücken nach oben an den Gaumen drückt (und nicht die Zungenspitze nach vorne). Geschieht das jedoch nicht, kippt die Kraft der Zunge die vorderen Zähne nach und nach immer weiter nach vorne. Schließlich entsteht zwischen ihnen ein Spalt, der Biss öffnet sich.
Im Normalfall sollte die Zunge ihre normale Position jedoch hinter einer geschlossenen Zahnreihe haben, wenn das Kind so um die 4 Jahre alt ist. Je früher erkannt wird, dass gegebenenfalls tatsächlich immer noch ein viszerales Schluckmuster bei Ihrem Kind vorherrscht, desto effektiver kann die Kieferorthopädie handeln.

Entwickelt sich das kindliche Schluckmuster nicht weiter wie es eigentlich soll, kippt die Zunge die Zähne immer weiter nach vorne.
Nicht immer ist zwingend der Druck der Zunge nach vorne die Ursache für einen offenen Biss. Er kann auch genetische Ursachen haben oder bei Patienten entstehen, die beispielsweise häufig auf der Unterlippe herumkauen. Sehr oft ist bei Patienten mit dieser Zahnfehlstellung aber dieses offene Schluckmuster verantwortlich. Diese falsche Art und Weise des Schluckens zieht oft eine offene Mundhaltung mit sich. Die Zunge ruht so unnötig viel und wächst dadurch langsamer. Sie kann ihrer Aufgabe der Wachstumsstimulation des Oberkiefers nicht mehr nachgehen. So wird der Gaumen tendenziell zu hoch und der Kiefer zu schmal. Das führt immer zu einem sehr engen Raum der Nase und Nasennebenhöhlen, was wiederum zu mehr Erkältungs- und Entzündungsanfälligkeit und Infekten führt. Der offene Biss und andere dentale Fehlstellungen sind weitere Auswirkungen.
Wichtig für Eltern und ihre Babys ist: Schnuller und Nuckelflaschen früh genug aus dem Alltag der Babys entwenden, sprich mit etwa 6 Monaten. Zu weiche Kost und die langandauernde Ernährung mit Brei fordert die Zunge zu wenig und trainiert das Kauen zu wenig.
Therapie des offenen Bisses – vielleicht sogar ganz ohne Zahnspange!
An allererster Stelle für Dr. Sterz hier in Oberursel steht das zeitige Ausschöpfen derjenigen Möglichkeiten, mit denen man schon früh präventiv wirken kann. Das heißt: Wir möchten den kieferorthopädischen Therapieaufwand für Betroffene möglichst klein halten. Dr. Sterz entscheidet je nach Schweregrad innerhalb seiner Befundung. Je nach Ausprägung hilft ein kieferorthopädisches Therapiekonzept, das eine spezielle zielführende Zahnspange vorsieht. Sie hindert die Zunge daran, nach vorne zu drücken. Gleichzeitig fördert sie die Frontzähne bei ihrer Bewegung zurück nach hinten. Eventuell überweist der Kieferorthopäde betroffene junge Patienten und Patientinnen auch ergänzend an die Logopädie.
Nicht selten ist es aber mit regelmäßigen, von Dr. Sterz angeleiteten Übungen sogar möglich, das eigene Schluckmuster frühzeitig so zu optimieren, dass vielleicht nicht einmal eine Zahnspange notwendig wird! Wie gehen wir vor? „Die Zunge kann wie erwähnt für sehr viele Schwierigkeiten verantwortlich sein, die letztendlich dazu führen, dass man eine kieferorthopädische Behandlung braucht“, so Kieferorthopäde Dr. Sterz. „Wenn das der Fall ist, zeige ich unseren Betroffenen hier bei TaunaDent in Oberursel erst einmal Übungen. Damit haben die Patienten erstmal zuhause die Möglichkeit, mit regelmäßigem „Training“ eventuell selbst die Fehlstellung umzustellen. Das ist tatsächlich eine realistische Option. Das bedeutet dann allerdings auch echten Einsatz zuhause.“ Dr. Sterz betont, dass diese Übungen regelmäßig den Alltag begleiten müssen, damit sie fruchten. Das kann sich wirklich lohnen. Denn dann hat man gute Chancen, die Situation ohne Gang zum Logopäden zu beheben.

Wird eine Zahnspange nötig, wird ihre Aufgabe sein, die Zunge daran zu hindern, nach vorne zu drücken. Gleichzeitig fördert sie die Frontzähne bei ihrer Bewegung zurück nach hinten.
Wie Betroffene von der kieferorthopädischen Prävention profitieren
Der Biss kann sich tatsächlich wieder in Eigeninitiative schließen. Dr. Sterz erläutert weiter: „Durch die Übungen verschwindet der Zungendruck nach vorne immer mehr. Es besteht dann sogar die Möglichkeit, dass gar keine Zahnspange in paralleler kieferorthopädischer Therapie notwendig ist.“ Das sollte doch gut zur Regelmäßigkeit motivieren. Klar, nicht immer ist es einfach, mit Kids Übungen daheim durchzuziehen. Jedoch muss man wissen: Letztlich wird bei einem offenen Biss und folgenden muskulären Herausforderungen im Mundraum ein Gang zum Logopäden notwendig werden. Damit stehen derlei Übungen dann in jedem Falle an. Das ist keineswegs problematisch und ein sehr guter Lösungsweg, wenn auch mit einigen Terminen durchaus zeitaufwändig.
Uns als Kieferorthopäden ist es daher wichtig, auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass es mit bewusstem Training auch in Eigenregie möglich ist, bereits früh gegen den offenen Biss und das „festgefahrene“ kindliche Schluckmuster entgegenzuwirken. Je früher der Kieferorthopäde die genaue Ausprägung eines offenen Bisses sehen kann, desto größer sind die Chancen betroffener Kids, von kieferorthopädischen Präventionsmaßnahmen zu profitieren: Sie kürzen damit gemeinsam mit Dr. Sterz Behandlungslänge und Therapieaufwand. Ein echter Gewinn für Kind und Eltern.